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Meerrettich – Das Penicillin aus der Küche

Im Volksglauben gilt er als Glücksbringer. Ein Stück der getrockneten Meerrettich Wurzel im Geldbeutel getragen, soll bewirken, dass dieser das ganze Jahr über nicht leer wird.

Ob dem so ist, das glaube ich zu bezweifeln. Was ich aber sicher weiss, dass Meerrettich zwar Gold nicht anzieht, dafür aber Viren und Bakterien vertreibt.

 

Eine alte Freundin hat mir erzählt, wie ihre Mutter früher ein Stück Meerrettich Wurzel jeweils ausgehöhlt hat, Honig in die Vertiefung gab und sie als Kinder den entstandenen leicht scharf süssen Saft Löffelchen weise zu sich nehmen mussten, wenn sich ein Husten hartnäckig hielt.


Seit dem 12. Jahrhundert wird die Armoracia rusticana in den Klostergärten Mitteleuropas angebaut und hat von da aus die Bauerngärten erobert.

 

Ursprünglich stammt die mehrjährig, ausdauernde Pflanze aus Südosteuropa. Heute ist sie auf allen Kontinenten heimisch.

Sie mag am liebsten humosen, mittelschweren, feucht-sandigen Lehm und dann macht sie ihrem Namen alle Ehre. Denn «mer» bedeutet im Althochdeutschen «grösser», somit ein grosser Rettich.

Die Pflanze kann zu einer stattlichen Höhe von 1,5 Metern aufschiessen. Die lang gestielten, dunkelgrün glänzenden Blätter sind dem Rand entlang leicht gewellt. Ein typisches Erkennungsmerkmal.

Ab Juli entfalten sich reich blühende Blütentrauben mit kleinen weissen Blüten am aufrechten Blütenstand. An ihnen erkennt man die Zugehörigkeit zu den Kreuzblütlern: vier weisse Blütenblättchen in der Form eines Kreuzes angeordnet. Und wusstest ihr, dass diese dekorativen Mini Blüten essbar sind? Und wie schmeckt wohl das kleine ovale Frucht Schötchen?

Für Küche und Heilzwecke verwendet man die walzenförmige, lange Wurzel mit ihren «Fechsern» (Seitenwurzeln). Aus diesen spriessen neue Laubtriebe zur Vermehrung und ab und an auch zur Verwilderung, wenn es dem Meerrettich an seinem Standort besonders gut gefällt.

 

Erntezeit ist im Herbst bis Februar, wenn die Kraft der Pflanze sich nach unten in die Wurzel zurückgezogen hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der Gehalt an wirksamen Senfölglykosiden und Vitamin C am höchsten.

Um sich einen Vorrat anzulegen, können fünf Zentimeter lange Wurzelstücke sauber gewaschen eingefroren werden. Auch das fein Raspeln geht in gefrorenem Zustand besser. Beim Reiben der frischen Wurzel kann diese Haut- und Schleimhaut reizend wirken. Und umso trockener das Wurzelstück, umso mehr verliert es an Schärfe.

 

Um zu verstehen, warum sowohl der Meerrettich wie auch die Kapuzinerkresse uns wertvolle Dienste bei Atemwegs- und Harnwegserkrankungen leisten, begeben wir uns auf eine kleine Reise durch den Körper zusammen mit den Senfölglykosiden, ohne diese es keine pflanzlichen Antibiotika (Phytobiotika genannt) gäbe.

Nehmen wir das «Penicillin aus der Küche» über die Nahrung auf, gehen die darin enthaltenen schwefelhaltigen ätherischen Senföle folgende Weg:

  • Sie werden über die Lungen ausgeatmet und lösen hier hartnäckigen Schleim und erleichtern das Abhusten
  • In den Nieren wirken sie harntreibend und machen unwillkommenen Bakterien das Leben schwer
  • Im Magen regen sie die Bildung von Magensaft an, wirken dadurch appetitanregend und fördern eine gute Verdauung
  • Und im Darm behindern sie die Entstehung von Eiweissfäulnis, die Bildung von Giftstoffen (hemmt vermutlich die Synthese bakterieller Toxine), sowie das Auftreten von Blähungen und Völlegefühl. Kurz und gut, sie unterstützen eine gute Eiweissverdauung
  • Senfölglykoside steigern zudem die unspezifische Abwehr im Körper

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Pflanzen mit schwefelhaltigen ätherischen Senfölen, wie der Meerrettich und die Kapuzinerkresse, antimikrobiell vor allem gegen Bakterien und Pilze wirksam sind, die Infektionen der Harn- und Atemwege hervorrufen.

Am wirksamsten ist die frische Wurzel. Zudem enthält diese Vitamin C und Kalium. Und hier gleich ein äusserst wirksames und schmackhaftes Rezept:

Meerrettich Honig

 

1 Stück Meerrettich, fein gerieben

doppelte Menge Honig

 

Über Nacht ziehen lassen. 3x täglich 1 TL bei Husten einnehmen. Nicht über einen längeren Zeitraum. Maximal 7 Tage sollten ausreichen.

 

An dieser Stelle gestehe ich eine kleine «Heilpflanzen Sünde». Ich liebe diesen «Hustensaft» in Winterzeiten zur Steigerung meiner Abwehr. Morgens auf meinem frisch getoasteten Brot und damit kraftvoll in den Tag starten. Da kann fast nichts mehr schief gehen!

Die Heilkraft der Meerrettich Wurzel kann auch für die äusserliche Anwendung genutzt werden. Die hautreizenden Senföle wirken erwärmend, durchblutungsfördernd und dadurch krampflindern. Als Nackenkompresse kombiniert mit dem pflegenden Johanniskraut Öl lindern diese sehr effektiv bei hartnäckigen und schmerzhaften Nacken-Schulterverspannungen. Bitte zuerst vorsichtig austesten, wie sich die Wurzel auf der je nachdem empfindlichen Haut verträgt.

 

Das neue Jahr ist noch jung, die Lachsschlemmereien mit Meerrettich Schaum liegen gerade mal hinter uns und deshalb gebe ich euch eine farblich kraftvolle, Blut nährende Küchenidee, eine Randen Tapenade!

Pikantes Randen Pürée

3 mittelgrosse Randen, gekocht

1 TL Rohzucker

½ TL Kardamom, gemahlen

1 Stück frischer Meerrettich, fein gerieben

1 TL Balsamico- oder Himbeeressig

wenig Zitronenabrieb

1 EL Olivenöl

3 EL Sauerrahm

Die Randen zusammen mit den Gewürzen bis und mit Olivenöl pürieren, je nach Geschmack nicht allzu fein. Zum Schluss den Sauerrahm darunterziehen, wieviel davon ist Geschmackssache. Es lohnt sich, das Pürée etwas ziehen zu lassen. Mir schmeckt es am nächsten Tag meist noch besser.

 

Das Randen Pürée kann als Farbakzent zusammen mit Humus und Fladenbrot serviert werden.

Jetzt kennt ihr, neben dem Kapuzinerkresse auch die Kraft der Meerrettich Wurzel. Und wenn ihr euch nicht entscheiden könnt, welche der beiden Heilpflanzen passender ist, dann folgt dem Rat dieser alten Frau. Man nehme zwei Blättchen der Schafgarbe. Lege diese nachts auf seine Augen und deine Träume werden dir die Antwort geben, welches Heilkraut dir Linderung verschaffen wird.

 

Eure Odorata

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Kommentare: 5
  • #1

    Priska (Sonntag, 21 Januar 2024 18:51)

    Das ist ja Mal wieder ein interessanter, informativer und "gluschtiger" Blog. Das Randenpürée werde ich ganz sicher ausprobieren. Herzlichen Dank liebe Cristina

  • #2

    Andrea (Montag, 22 Januar 2024 07:49)

    Vielen Dank, liebe Cristina
    Durch deine blogs sieht man all diese Pflanzen und Kräuter immer wieder mit ganz anderen Augen an. Ein sehr schöner Bericht!!! Und ich werde das Gericht auch ausprobieren � Danke!!

  • #3

    Monika (Montag, 22 Januar 2024 17:21)

    Vielen Dank Liebe Cristina den Hustensaft kann ich jetzt gut gebrauchen für mich
    Lieben Gruss

  • #4

    Peter (Samstag, 27 Januar 2024 00:42)

    Hallo Cristina
    Herzlichen Dank für deine höchst interessanten Beiträge. Mit Spannung freue ich mich schon jetzt auf deinen nächsten Blog.
    Liebe Grüsse vom Wasser
    Peter

  • #5

    Erika Briggen (Dienstag, 30 Januar 2024 21:20)

    Liebe Cristina,
    einfach Spitze ich werde es bald ausprobieren.
    Schade dass ich es selbst machen muss !!!!
    Liebe Grüsse aus dem schönen Baselbiet !!!