Und wieder befasse ich mich mit einem Pflanzenöl. Nicht nur das Sesamöl, sondern auch der Duft und das Aroma der Samen sind unverkennbar.
Ich stelle mein Gomasio, bestehend aus gerösteten und gemörserten Sesamsamen und Salz immer selber her. Nur schon weil ich den würzigen, appetitanregenden und Wärme vermittelnden Duft über alles liebe. So auch vor allem eine meiner Töchter, die sich gleich Löffelweise mit Gomasio bediente, wenn sie hungrig nach Hause kam. Welche wertvollen Mineralstoffe sie sich damit zuführte, war mir damals nicht bewusst. Erst als ich mich selber gezielt mit Calcium haltigen Nahrungsmitteln ohne Milcheiweiss auseinander setzte, stiess ich auf den Sesam. Denn Sesam enthält sechs Mal mehr Calcium als Kuhmilchprodukte. Somit Stärkung pur für unsere Knochen und ideal für alle, die eine Milcheiweissunverträglichkeit haben.
Doch wenden wir uns zuerst der Pflanze zu und den Produkten, die sie uns schenkt. Ursprünglich stammt der Sesamum indicum aus Afrika und gelangte weiter nach Indien und China. Als eine der ältesten Ölpflanzen der Welt wird sie heute in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. Die einjährige, bis zu zwei Meter hoch gewachsene Pflanze trägt weisse, rosa oder dunkelrote Blüten und ihre Fruchtkapseln variieren von weiss, beige über braun bis schwarz. Der Ursprung des Satzes «Sesam öffne dich» wird unterschiedlich interpretiert. Einerseits aus der Beobachtung der Natur, denn die Sesamkapseln springen von selbst auf, wenn sie reif sind. Geerntet werden sie jedoch kurz vorher.
Eine andere Vermutung weist darauf hin, dass Sesam Zauberkräfte hat. So heisst es im Märchen «Ali Baba und die vierzig Räuber», dass Ali Baba mit dieser Zauberformel das Felsentor der Schatzkammer zu öffnen vermochte.
Schon seit tausenden von Jahren weiss man um die öffnende Wirkung des Sesams wie aus 4000 Jahren alten Schriften aus Babylon hervorgeht. Brot aus Sesammehl, Süssigkeiten aus Sesam und Honig sollen die sexuelle Gesundheit und Fruchtbarkeit der Frauen genussvoll erhalten haben. Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht ist diese und viele weitere Wirkungen nachgewiesen.
Wenden wir uns zuerst den Samen, ihren Inhaltstoffen und dem nussigen Aroma zu. Im Handel erhalten wir geschälte und ungeschälte Sesamsamen, sowohl aus Europa wie aus asiatischen Anbaugebieten. Die Ungeschälten Samen sind länger haltbar, enthalten mehr Nährstoffe, etwas weniger Kohlehydrate und entfalten ein intensiveres Aroma beim Anrösten.
Sesamsamen liefern uns neben Fett auch Eiweiss. In 100g sind 50% Fett und 20% Eiweiss enthalten und dazu ein wahrer Mineralstoff- und Vitamin Booster:
- Zink und Selen (dieses in europäischem Sesam weniger enthalten) sind beide wichtig für die Gesundheit unserer Zellen
- Vitamin B Komplexe für das Nervenkostüm
- Calcium stärkt unser Knochengerüst, was uns jedoch nicht davon befreit uns ausgiebig zu bewegen um starke Knochen zu erhalten
- Weiter enthalten ist blutbildendes Eisen
- Und Niacin, das für die Regeneration der Haut, Muskeln, Nerven und unsere DNA mitverantwortlich ist
- And last but not least Vitamin E, das als wichtiger Schutz vor freien Radikalen gilt, verstärkt durch die zwei Hauptbestandteil im Öl, das Sesamol und Sesamolin
Alles in allem ein schmackhaftes Nahrungsergänzungsmittel. Dennoch ist es heutzutage sinnvoll ab und zu unsere Vitamin- und Mineralstoffspeicher in Kapselform aufzufüllen. Einerseits ist unser Leben anspruchsvoller geworden, mit einem Stresspegel, den wir oftmals gar nicht bewusst wahrnehmen. Und zudem sind unsere Böden nicht mehr so gehaltvoll wie auch schon.
Bevor wir uns in die Küche begeben, schauen wir uns das Sesamöl an, dass aus den Samen kaltgepresst und filtriert wird, an. Vorsicht vor raffiniertem Öl. Bei diesem Herstellungsvorgang verändern sich die wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Aus der asiatischen Küche kennen wir das Öl aus gerösteten Samen, ein typischer Duft, der sogleich das Bild eines Wok Gerichtes aufsteigen lässt. Es wird ausschliesslich in der Küche verwendet und ist stark erhitzbar.
Das weniger intensiv duftende Öl aus ungerösteten Samen kann sowohl in der Küche wie auch zu kosmetischen und Heilzwecken verwendet werden. In Indien ist dieses das Hautpflegeöl schlechthin. Es soll körperliche und seelische Kraft verleihen, wirkt beruhigend, erdend und stärkend vor allem bei dünnhäutigen Menschen. Zudem mildert es seelische Härte gegen sich und andere. Und so geben indische Mütter in täglichen Massagen schon ihren Säuglingen diese stärkenden und schützenden Eigenschaften mit auf den Weg. Sowohl das Öl selber wie auch die Massage stimulieren dabei die Nerven und stärken das Immunsystem.
Zudem öffnet Sesam die Poren der Haut, einerseits um pflegende Substanzen einzuschleusen, anderseits um Gifte wie Schwermetalle, organische Lösungsmittel herauszuleiten. Fettbegleitstoffe verbinden sich mit Schwermetall Jonen und transportieren diese so aus dem Gewebe heraus.
Frühjahr und Herbst sind ideale Jahreszeiten um unseren Körper wieder einmal von Ballast zu befreien, körperlichem und wie seelischem. Da sind reinigende Ölmassagen oder eine Ölziehkur sinnvoll.
Im Indischen heisst Fett (Snehana) übrigens «Zuwendung». Es ist der Brauch, morgens den Körper 3-5 Minuten zu massieren. Dies regt Botenstoffe wie körpereigenes Morphin an (das schmerzlindernd wirkt), Serotonin (stimmt uns gelassener) und Dopamin («unser Kreativitätshormon»), eine Anwendung mit direktem Schlüssel zum Herzen und zur Seele.
Vorsicht ist einzig bei entzündlichen Prozessen und bei Neurodermitis geboten, da die Durchblutung angeregt wird und somit die Entzündung verstärkt würde.
Ölziehkur
1 EL Sesamöl mehrere Minuten im Mund «durch die Zähne ziehen». Das Öl danach in ein Papier ausspuken und entsorgen, da es nicht unwesentlich viele Giftstoffe enthält. Führt man dies täglich über 2-3 Wochen durch, dankt es uns der Körper und die Seele
Nachdem wir das Öl ausgespukt haben wenden wir uns dem Genuss zu, eine weitere Möglichkeit unsere Haut von Innen jung zu halten und vor Hautalterung zu schützen.
Die Samen, wie auch das Tahini (Sesammus) verleihen den Speisen ein nussiges und gehaltvolles Aroma. In der orientalischen Küche werden ausgesprochen viele Gebäcke in Sesamsamen und Honig gewendet. Aus Griechenland kenne ich den reichhaltigen Aufstrich Taxini, bei dem Tahini mit Honig je nach Geschmack gemischt wird. Diese Calcium Bombe zum Frühstück aufs Brot hat für mich Suchtpotential und weckt Ferienerinnerungen. Einem sonnigen und von Innen wärmenden Start in den Tag steht nichts mehr im Weg.
Zu Beginn habe ich zudem Gomasio erwähnt. Dazu werden Sesamsamen ohne Fettleicht geröstet, Salz nach Geschmack beigefügt und das Ganze nach dem Abkühlen in einem afrikanischen Mörser zu einem groben Pulver verrieben. Es gibt einem Gericht zum Schluss noch das gewisse Etwas oder einem Trockenreis die salzige Note.
Fish and Chips
1TL Honig
10g Sesamsamen
Etwas. Sojasauce
Chili fein gehackt oder Senf
Diese Panade kann für Fisch, Poulet oder über Ziegenkäse zum Überbacken verwendet werden. Etwas mehr Sesam, gemischt mit selbstgemahlenem Paniermehl ergibt eine etwas andere Panade für Fischknusperli. Die Fischstücke zuerst mit etwas Mehl bestäuben, dann durch ein verquirltes Ei ziehen und in der Panade wenden. In Kokosfett knusprig ausbacken und mit einem Dip aus Sauerrahm und Kräutern, pikant gewürzt, servieren.
Für die Kartoffelchips eine Marinade aus Olivenöl, Salz, Sezchuan Pfeffer, scharfem Paprika, leicht gemörserten Koriandersamen und gemahlenem Bockshornklee mischen. Die in Streifen geschnittenen Kartoffel darin wenden und auf einem mit Backpapier belegten Blech bei 200° knusprig backen. Und fertig ist eine exquisite Variante von Fisch and Chips!
Nun wünsche ich Euch weiterhin sonnige Tage, bei denen der Frühling seine ersten Türchen öffnet. Öffnet Ihr die Poren Eurer Haut und die Tore zu Eurer Seele, um den Winterballast loszulassen!
Eure Odorata
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Erika Briggen (Donnerstag, 17 Februar 2022 15:56)
Super freue mich schon auf das Essen. Es ist genial was so kleine Körner
alles Können. Da kann man nur staunen.
Liebe Cristina super gemacht.
Mit herzlichen Grüssen
Erika